15.06.2018
Auf diese Spartans wollen wir bauen

Blick in Spartas Kaderschmiede - Neu-Ulmer Footballer forcieren ambitionierte Jugendarbeit - Voraussetzung für langfristigen Erfolg

Den Initiatoren des „Projekt Sparta“ war von Anfang an klar: Die Idee, den American Football in der Region wiederzubeleben und langfristig zu etablieren setzt hochambitionierte Jugendarbeit voraus. Dementsprechend stolz können die Verantwortlichen der Neu-Ulm Spartans, einer Abteilung im TSV 1880 Neu-Ulm, feststellen: „Die Jugendabteilung hat sich sehr beachtlich entwickelt.“ In vier Jahren im Jugendbereich um die 90 „Millenium-Kids“, vom Smartphone, vom Tablet und der Spielekonsole wegzulocken und für aktiven outdoor-Sport zu gewinnen, das ist – sagen wir es ruhig – für die heutige Zeit sensationell. Wir haben mal bei einem Trainingsabend etwas zugeschaut. Da sind die Fotos entstanden, mit den wir den Bericht bebildern.

Und von Anfang an waren sich die Initiatoren der Fusion aus Neu-Ulm Barracudas und Ulm Sparrows einig: Die Jungs und Mädels, die sich für den Football begeistern lassen, sollen den Football in ganz speziellem Sinne leben. Das Konzept wollte mehr als jugendliche Wettkämpfer ausbilden, die den Erfolgsgedanken im Sinne von „siegen“ verinnerlichen. Das Spartans-Motto „Passion. Pride. Commitment“, sollte und soll auch und ganz besonders in den Jugendteams ganz oben stehen.  Im jüngsten Meeting zur Saison haben sich die Coaches und die Abteilungsleitung erneut auf dieses Ziel eingeschworen. Und so sieht die Vision aus, die auch die Jugendarbeit bestimmen soll:

„Passion“

  • Wir suchen Teamkameraden, die mit Feuer und Flamme für ihre Mannschaft leben; die vor Freude auf ein Spiel kein Auge am Vorabend zubekommen.
  • Jeder unserer Spieler ist bereit, auch über das Training hinaus sich für unsere Mannschaft und unsere Organisation zu engagieren

„Pride“

  • Wir achten darauf, wie wir uns präsentieren.  Niemals in Teamkleidung mit Tabak oder Alkohol gesehen zu werden, ist für uns selbstverständlich.
  • Aber auch als Organisation ist es uns wichtig, unseren Spielern       gegenüber respektvoll zu agieren. Und unser Verzicht auf eingekaufte Profi-Spieler dient der Förderung und Bestätigung des Engagements unserer Spieler und unserer  Jugendarbeit.

„Commitment“

  • Wir legen großen Wert auf volle Hingabe. Denn ein Spiel wird oft erst in den letzten Sekunden entschieden. So ist Trainingseifer ein fast so wichtiges Beurteilungskriterium wie spielerisches Können.
  • Das eigene Ego vergessen und für eine Sache zu kämpfen, die größer ist als man selbst, wollen wir als Tugend etablieren.

Erklärtermaßen geht es also im „Projekt Sparta“ ums Vermitteln von Werten, die langfristig die Basis für den Erfolg bilden – Mut, Selbstbewusstsein und letztlich doch auch Siegeswillen, individuelle Tüchtigkeit, gepaart mit (Verantwortungs-)Bewusstsein für das Ganze, Wissen um die gerade im Football überragende Bedeutung von Mannschaftsgeist und Teamwork. Das Siegen-Wollen wird auf keinen Fall verteufelt. Aber – so lautet die Philosophie der Spartans, die vom Headcoach bis zum jüngsten Spieler vertreten wird: Das allein als Ziel trägt nicht weit, es ist vielmehr die logische Konsequenz, wenn alles andere stimmt. Im besten Falle sind alle Beteiligten auf den Prozess fokussiert und nicht auf das Ergebnis.

Das weist über den „leistungssportorientierten Bedeutungskern“ des Sports hinaus. Demzufolge ist es dem HeadCoach der Neu-Ulm Spartans wichtig, seinen Trainerstab umfassend vorzubereiten auf die zeitgemäße Jugendarbeit. Daniel Koch: „Die Jugendtrainer sollen nicht nur auf Football-fachliche Kurse gehen, sondern auch pädagogisch gerüstet werden.“

All diese scheinbar theoretischen Vorgaben haben aber bereits in der kurzen Zeit schöne Ergebnisse erbracht. In nüchternen Zahlen: In der U13, bei den Sechs- bis Dreizehnjährigen trainieren regelmäßig 20 Jungen und Mädchen; die U15 darf sich über dieselbe Zahl von Aktiven freuen. Und bei der U19 sind es sage und schreibe rund 50. Mehr als ein Dutzend Coaches sind mit großem Engagement dabei. Und es gibt etliche „Pärchen“, Väter, die coachen, und ihre Söhne, die im Jugendkader spielen. Das kann sich sehen lassen:

  • Klaus Weiß (1. Vorstand, Headcoach U15) und Söhne Philipp und Marcel (7),  beide U13
  • Tobias Stieglbaur (Coach U15) und Sohn Luca (U15)
  • Michael Höchsmann (U13) und Sohn Mike (U15)
  • Jürgen Bulling (Catering) und Sohn Joshua (QB U19)

 

Klaus Weiß sagt ausdrücklich: „Es geht uns darum, die Jugendlichen in jeder Hinsicht zu stärken. Zum Beispiel soll jeder in der U13 Spielzeit bekommen. Da soll es keine Abstufungen geben. Auch die ganz Jungen sollen Teil des Teams sein.“ An einer scheinbaren Kleinigkeit erläutert er, in welche Richtung das Fordern und Fördern geht: „Die Jugendlichen sollen dem Training nicht einfach so fern bleiben, sie sollen sich abmelden. Selbst. Nicht Mama vorschieben.“


Obwohl (oder weil) das gar nicht das Ziel war, haben sich bei den jüngsten Spartans, die es erst seit dem vorletzten Jahr gibt, Erfolge eingestellt. Wurden sie in ersten Spielzeit sensationell Dritte bei den bayrischen Meisterschaften auf dem Feld, blieb das Flag-Team der Trainer Richard Addison und Michael Höchsmann bei seiner allerersten Hallenturnier-Teilnahme (2017) ungeschlagen. Und auch in der Saison 2018 haben die beiden Youngster-Teams  bravouröse Ergebnisse geliefert, wobei die Allerjüngsten, die U13, den Vogel abgeschossen haben und Bayerischer Vizemeister geworden sind.

Dabei hatte die U13 absolut von vorn anfangen müssen – 70 Prozent der Kids waren nämlich ganz neu zum Football gekommen. Und dann feiern sie in der kontaktlosen Football-Variante Hallen-Flag 5 gegen 5 in den acht Begegnungen der beiden Vorrundenturniere gegen die vier Gruppengegner nur Siege. 16:0 Punkte stehen zu Buche. Damit ziehen sie als Gruppenerster der Nordgruppe ins Finalturnier ein. Auf dem Weg ins Endspiel kann wiederum kein Gegner die Jungspartaner stoppen. Erst im Finale kommt dann mit dem Landsberg X-Press ein Gegner, der seinerseits in den Vorrundenturnieren in seiner Gruppe ungeschlagen Erster wurde und dem der Neu-Ulmer Nachwuchs nicht genügend entgegensetzen konnte, um ganz oben zu landen.


Richard Addison, Head-Coach U13, Klaus Weiß, Spartans-Abteilungsleiter, Michael Höchsmann Defense-Coordinator U13 (von links) - Foto: U13


Der zweite Platz unter Bayerns Jugendteams U13 ist der hervorragenden Arbeit des Trainerstabs zu danken. Die Coaches hatten nicht den Aufwand der Teilnahme an Fortbildungs-Seminaren und -Treffen gescheut und mit Können und Ideenreichtum den Winter über das Team geformt und in jeder Hinsicht vorangebracht. Weitere Voraussetzung für den Erfolg war die solide Trainingsbeteiligung der jungen Sportler sowie die Unterstützung durch die Eltern im Trainingsalltag und vor allem bei den weiten Fahrten zu den Auswärtsspielen.



Die U15 hatte die Flag-Saison lediglich als reizvolle Trainingsabwechslung betrachtet. Man wollte einfach die ansonsten spielfreie Winterphase überbrücken. Der Spaß am Spiel stand im Vordergrund. Das Team hat sich dann selbst und seine Coaches überrascht – wurden doch die Vorrunden Turniere so gut gespielt, dass die Spartans-U15 als bester Zweiter in Bayern abschloss und im Finalturnier auf Platz 6 von 18 Teams landete. Im Zuge dieser Phase wurde Carlos Arceo als Defense Coordinator und Linebacker-Coach gewonnen, Robert Jarzebak, der vor zwei Jahren selber noch U15 gespielt hat, reifte zum Assistent-Offense-Coordinator und Quarterback-Coach heran. Football-Boss Klaus Weiß, der selbst als Headcoach der U15 fungiert: „Insgesamt können wir mehr als stolz sein auf die Leistung der Kids. Großen Dank den Coaches und den Eltern für ihr Engagement. Wir sind froh, auch jetzt schon wieder einen Schritt nach vorn gekommen zu sein mit unserer Idee, auf den Nachwuchs bauen zu sollen.“

Mit Martin Grunert (Foto links, im Dress seines neuen Teams) hatte die U19 im Jahr 2017 ein besonderes „Aushängeschild“. Der Cornerback für die Teilnahme an der Jugendeuropameisterschaft in Paris immerhin einen Nachrückerplatz in der Jugend-Nationalmannschaft. Die Seniors hätten ihn mit offenen Armen aufgenommen, aber – wegen der Aufnahme des Studiums in Freiburg wechselte Martin zu Beginn dieser Saison zu den Freiburg Sacristans. Die haben den in der Jugend der Spartans bestens ausgebildeten Cornerback mit Handkuss bei sich aufgenommen.  Er hat auch gleich die ersten beiden Matches der Saison gespielt und viel Einsatzzeit bekommen, musste aber dann aufgrund von Achillessehnenproblemen die nächsten drei Spiele aussetzen oder lediglich Kicker spielen. Nachdem die Verletzung abgeklungen war, konnte er seine Klasse unter Beweis stellen, indem er beim "Comeback" im ersten Spiel drei Pass-break-ups und am Ende eine Interception in der Endzone fertigbrachte und mit diesen Einzelleistungen entscheidend zum 14:14 Endstand beitrug.

Nicht jeder Jung-Spartan kann in Auswahlmannschaften so weit kommen wie Martin Grunert. Den hätte man auch gern in die Herren-Mannschaft übernommen. Aber bei Amateur-Mannschaften ist es nur natürlich, dass berufliche Dinge oft im Vordergrund stehen. Selbstverständlich. Das weiß und versteht auch Jonathan Ritz, bereits bei den Barracudas und von Beginn an auch bei den Spartans mit einem Jahr Unterbrechung Headcoach der Jugend. Unverdrossen er hat den Ehrgeiz, „unserer Grundidee folgend, möglichst viele und gut qualifizierte Nachwuchsmänner ins Seniorsteam aufrücken zu lassen. Ich sehe unser Jugendprogramm als Kaderschmiede für unser aktives Team!“.



Die Schwierigkeit, ein Team zu formen, besteht aus seiner Sicht einerseits im Zwang, permanent Spieler abgeben zu müssen und andererseits die schon vom Alter her sehr inhomogene Gruppe von 15- bis 19jährigen zusammen zu schweißen, Auszubildende und auch der eine oder andere bereits Studierende. Ihnen vermittelt der Trainerstab grundathletische Fähigkeiten, Kraft, Schnelligkeit. In einem Camp wird dann verschärft am Teamgeist gearbeitet, der Charakter weiterentwickelt, aber auch an Spielzügen gefeilt. Ritz, dem sein „Job“ bei den Spartans erklärtermaßen großen Spaß macht, ist angesichts diverser unverschuldet eingetretener Schwierigkeiten in der Kaderbildung zufrieden, dass sein Team die laufende Saison als Dritte in der Meisterschaft abgeschlossen hat. Der U19-Headcoach ist erleichtert und stolz, "dass wir uns im Vergleich zur letzten Saison enorm gesteigert haben und die Saison vor allem ohne eine einzige größere Verletzung abschließen konnten. Das bestärkt uns in der Idee des physisch intensiveren Trainings, was zu Beginn der Saison ein Ziel für 2017/18 war."

 
U19-Coaches: Matthias Glaser (QBs), Matthias Riedl (Offense Coordinator), Jonas Raus (OL), Johnny Ritz (Headcoach), Max Adamo (OL). Es fehlen auf dem Foto: Matthias Ast (RBs), Eric Ozofor (LBs), Harald Kugler (DL)

Derzeit sind in der U19 passberechtigt: 38 Jung-Athleten. Die  U19 wird in diesem Jahr sechs Spieler an die Seniors abgeben, während zehn mindestens theoretisch aus der B-Jugend hinzukommen (sofern sie bei der Stange bleiben). Jonathan Ritz: "Unser Ziel für nächstes Jahr: Das Coaching Staff nicht bloß zu halten, sondern sogar noch zu erweitern. Wir werden Max Adamo und Eric Ozofor aufgrund eines auswärtigen Masterstudiums verlieren. Der Kader soll nächstes Jahr auf 50 Passberechtigte wachsen, sodass wir Teams wie Allgäu Comets besser die Stirn bieten können. Außerdem wollen wir die B-Jugendlichen möglichst komplett in die A-Jugend zu integrieren - nicht immer ganz einfach aufgrund des großen Leistungs- und Alterssprungs."

 
U15-Coaches: Tobias Stieglbauer (RBs), Jan Allmendinger (DL), Nico Sailer (DBs), Klaus Weiß (OL/Headcoach). Es fehlen auf dem Gruppenfoto: Carlos Arceo (Defense Coordinator), Robert Jarzebak (Offense Coordinator) und Janni Dimitriades (DB Coach).

 

 
Robert Jarzebak, U15 Offense Coordinator und in der U19 aktiv als QB

 
Johnny Ritz


 
Matthias Riedl (hinten)


Matthias Glaser


Jonas Rau

Text: pr4U

Alle Fotos: CIMBOO PHOTOGRAPHY:

 

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